KLIMASCHUTZ IST
DEMOKRATIE IST
SOZIALE GERECHTIGKEIT

JUNGE ERWACHSENE AUS BENACHTEILIGENDEN STRUKTUREN

Eine Chance für inklusiven Klimaschutz und mehr Demokratie

Von Eva-Maria McCormack und Fine Hornbostel

Auch für junge Erwachsene aus sozial benachteiligenden Strukturen ist der Klimaschutz das drängendste Thema unserer Zeit – und sie sind bereit, sich dafür zu engagieren.

Dies ist das zentrale Ergebnis des Scoping-Projektes „Was können wir schon tun?“ – Junge Erwachsene zwischen Klimakrise, sozialer Benachteiligung und Zukunftsgestaltung“,das Talking Hope und die Stiftung Mercator einer Runde von mehr als 40 Stakeholdern aus den Feldern Klimaschutz, Soziale Versorgung und Demokratieförderung im Berliner ProjektZentrum am 20. Mai 2025 vorstellte.

Jenny Bischofberger und Eva-Maria McCormack präsentieren das Scoping Projekt

Im Fokus des mehr als einjährigen Forschungsprojektes standen junge Erwachsene (18-25 Jahre) mit niedriger formaler Bildung, aus ländlichen Regionen, Ostdeutschland und/oder migrantisch geprägten Familienkontexten. Im Rahmen des Projektes hatte Talking Hope hierzu ein umfassendes Forschungsreview, eine Social Media Analyse, Fokusgruppen, eine Stakeholder-Befragung und eine repräsentative Umfrage mit mehr als 1.500 jungen Erwachsenen aus den oben genannten Zielgruppen durchgeführt.

In der Reflexion der Ergebnisse, diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam, welche Hürden junge Menschen aus sozial benachteiligenden Strukturen beim Engagement für Klimaschutz erleben – und wie gerade die Perspektiven und die Beteiligung dieser Zielgruppen als Chance für einen sozial inklusiveren Klimaschutz und mehr demokratische Teilhabe begreifen können.

Immer wieder unterbrochen wurden die Diskussionen von gesprochenen Zitaten junger Erwachsener aus sozial benachteiligenden Strukturen, die Talking Hope im Rahmen der Fokusgruppen gesammelt hatte: Die O-Töne stammten von jungen Erwachsenen aus dem Osten Deutschlands, aus ländlichen Regionen, migrantisch geprägten Communities sowie mit niedriger formaler Bildung. Sie zeigten eindrücklich, wie vielfältig und wie groß die Herausforderungen – aber auch die Potenziale – dieser jungen Menschen sind.

63 Prozent der jungen Erwachsenen aus sozial benachteiligenden Strukturen können sich vorstellen,
sich für Klimaschutz zu engagieren.

Zentrale Studienergebnisse, die in der Veranstaltung gemeinsam reflektiert wurden, sind:

  • Auch junge Menschen, die mit sozialen Benachteiligungen zu kämpfen haben, halten Klimaschutz für das wichtigste Thema unserer Zeit:Insgesamt 63 Prozent der Befragten aus den vier Zielgruppen sagen, dass sie Verständnis für Klimaschutzdemonstrationen haben.
  • Junge Menschen aus sozial benachteiligenden Strukturen interessieren sich für Politik und Klimaschutz – doch sie fühlen sich von der Klimabewegung wenig angesprochen und von der Politik ausgegrenzt:Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Befragten interessieren sich für Politik. Fast zwei Drittel (63 Prozent) sagen, dass sie bereit wären, sich für Klimaschutz zu engagieren. Doch nur rund ein Drittel (36 Prozent) hat das Gefühl, dass die Gruppen, die sich in Deutschland für mehr Klimaschutz einsetzen, ihnen gegenüber offen sind.
  • Selbstwirksamkeit und Hoffnung sind die Schlüssel zu Engagement – und dieses beginnt durch Begegnung und Austausch im Privaten: Das Engagement junger Erwachsener aus sozial benachteiligenden Strukturen erwächst aus dem Austausch im Privaten - in den eigenen Lebenswelten. Und wenn junge Menschen erleben, dass ihre Perspektiven zählen, entsteht Beteiligung. Immerhin 78 Prozent der Befragten sagen, dass sie mit Freunden, Familie und Bekannten über das sprechen, was ihnen wichtig ist und wo sie Veränderung erreichen möchten.

Nur 36 Prozent jungen Erwachsenen aus sozial benachteiligenden Strukturen halten bestehende
Klimaschutzgruppen für offen ihnen gegenüber.

Diese Erkenntnisse bilden die Basis für das neue Social Climate Project, das im zweiten Teil der Veranstaltung vorgestellt wurde: ein partizipatives Bildungs- und Beteiligungsprojekt, das gemeinsam mit jungen Erwachsenen neue, peer-geführte Zugänge zu Klimaengagement und demokratischer Teilhabe entwickelt.

Die Teilnehmenden begaben sich auf eine interaktive Projektreise: Fünf thematische Stationen luden dazu ein, Erfahrungen zu teilen, Ideen einzubringen und gemeinsam neue Perspektiven zu entwerfen. Gemeinsam wurde ausgelotet, wie Barrieren abgebaut und Brücken geschlagen werden können, welche Ansätze es für Kooperationen gibt und welche Initiativen modellhaft für die Arbeit mit jungen, bisher wenig inkludierten Zielgruppen sein könnten.

Foto: Die Teilnehmenden bei der Projektreise

Das Fazit vieler Gäste, die sich an der langen Projektreise austauschten: Überzeugungsarbeit für Klimaschutz erwächst von unten – im lokalen Raum, in persönlichen Gesprächen. Die Strukturen vor Ort zu stärken, da kann man nur gewinnen,“ so ein Teilnehmer.

“Ich finde es total beeindruckend, darüber nachzudenken und auch wirklich aktiv zu werden, die lokale Ebene vor Ort zu stärken. Wir haben über die Feuerwehren geredet, wir haben über Jugendzentren geredet und welche Chancen daraus entstehen, junge Menschen zusammenzubringen und die Strukturen vor Ort zu stärken. Da kann man nur gewinnen.“

Quentin Mönnich,
Sozialverband Deutschland