Kinder an die Macht!

DANKE, TILIAN!

Von Eva-Maria McCormack

Was für ihn zu einer guten Welt gehört? Bei dieser Frage rattert Tilian richtig los: „Ein gutes Zuhause, ein Dach über dem Kopf, alle leben glücklich zusammen, kein Artensterben, genügend Wohnraum, essen und trinken für alle Menschen – und alle Gebiete der Welt sollten bewohnbar bleiben“, spult er los. Der Elfjährige aus der Pfalz ist in dieser Woche Jugendbotschafter bei Talking Hope. Einen Tag lang hilft er im Büro, räumt den Schreibtisch einer Mitarbeiterin auf und schreddert alte Unterlagen.

Dafür sammelt er ein Spendengeld, das der “Aktion Tagwerk” der Stiftung Tagwerk zugute kommt, einer bundesweiten Kampagne für Schüler*innen jeden Alters und aller Schulformen, die 2003 erstmals in Rheinland-Pfalz umgesetzt wurde. In diesem Jahr steht die Kampagne unter dem Titel „Klima und Ressourcen schützen“. Rund 600.000 Euro hat die Stiftung damit bisher eingesammelt, mit denen Nachhaltigkeitsprojekte insbesondere in Afrika unterstützt werden, so Giulia Cicoria von der Stiftung. Tilians Gymnasium zu St. Katharinen in Oppenheim nimmt seit Jahren an dem Aktionstag teil und gestattet den Schüler*innen, dafür einen Tag außerhalb der Schule aktiv zu werden.

Tilian freut sich besonders darüber, dass die Hälfte seiner Spende direkt an die Partnerschule seines Gymnasiums in Ruanda geht, die Groupe Scolaire Ruyenzi in Nyanza knapp 100 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kigali. „Dort wird gerade ein Schlafsaal gebaut, denn manche der älteren Schülerinnen und Schüler, die am Nachmittag unterrichtet werden, schaffen es nicht jeden Tag nach Hause,“ erzählt er.

„Was mit Nachhaltigkeit“

„Dass man was Gutes tut und außerdem schon mal merkt, wie das so ist, wenn man arbeitet“: Das findet er cool an dem Projekt. Ab Ende des Jahres will er im Hofladen in der Nachbarstraße in seinem Heimatort etwas Taschengeld verdienen. „Regale räumen und so.“ Sein Vorbild dabei ist seine große Schwester, die das auch schon getan hat.

An Talking Hope findet er gut, „dass Ihr was mit Nachhaltigkeit macht.“ In der Schule hat seine fünfte Klasse dafür sogar einen Preis gewonnen, erzählt er. In einem von der Schule veranstalteten Wettbewerb, welche Klasse am sorgfältigsten darauf achte, sparsam mit Energie umzugehen, landeten er und seine Klassenkamerad*innen auf dem ersten Platz. „Beamer, Geräte und Displays nach der Stunde ausmachen, Fenster wieder schließen, Müll trennen, auf die Heizung achten“, das sei Aufgabe gewesen. Der Gewinn: Im nächsten Monat dürfe die Schulklasse auf einem Ausflug nun einmal „Eisessen, soviel man will“, sagt er. Fünf bis sechs Kugeln, am liebsten Schokolade, das müsste er schaffen, freut er sich.

Schokokekse für die Zukunft

Im Rahmen der Aktion Tagwerk hat er zusätzlich Schokoladenkekse gebacken, die ein Freund an einem selbstgestalteten Stand mitverkauft. Ein anderer Schulfreund helfe bei seinem Opa im Garten und sammle dafür eine Spende ein.

Was wir an Tilians Einsatz toll finden? Beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist jede Stimme wichtig, davon sind wir überzeugt. Gerade benachteiligte Gruppen müssen den Wandel zu nachhaltigen Lebensbedingungen mitgestalten und am Klimadiskurs aktiv und gleichberechtigt teilhaben können.

Genauso gilt für uns aber auch: Jeder Einsatz zählt. Und wenn 11-jährige Schüler*innen bereit sind, Verantwortung für ihre Umwelt und ein nachhaltiges Morgen zu übernehmen, dann sollte das doch auch in der Erwachsenenwelt, in der Politik, in der Wirtschaft möglich sein?

Daher sagen wir von Herzen: Wie schön, dass Du Vorbild bist! Danke, Tilian!


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