FOSSILE POLITIK
FOSSILE POLITIK
Von Frederik Metje und Eva-Maria McCormack
Die globalen Klimaverhandlungen stecken in einer Krise: Das zeigt sich nach dem gescheiterten COP29 in Baku auch an den UN-Verhandlungen zu Reduktion von Plastikmüll (INC 5), die heute Nacht ohne Ergebnis im südkoreanischen Busan zu Ende gegangen sind.
Auf dem Weltklimagipfel in Baku war die Klimafinanzierung eines der zentralen Themen: Zwar wurde beschlossen, die Unterstützung für ärmere Länder auf 300 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2035 zu erhöhen. Das ist jedoch weit entfernt von den 1,3 Billionen US-Dollar, die als notwendig gelten, um den Klimawandel dort wirksam zu bekämpfen. Entwicklungsländer, die zumeist am stärksten von den Folgen betroffen sind, haben diese Zusagen daher zurecht als unzureichend kritisiert.
Ein Öl-Land und ein Öl-Chef
COP29 war ein Klimagipfel, der von einem ÖL-CEO in einem Ölland geleitet wurde. Nur Tage vor seinem Start war Elnur Soltanov, Vorstandsmitglied von Aserbaidschans staatlichen Energiekonzerns, sogar dabei gefilmt worden, wie er Gas- und Ölgeschäfte im Tausch für ein Sponsoring der Konferenz anbot.
Verwunderlich ist daher nicht, dass es in den Verhandlungen in Aserbaidschan keine Fortschritte bei der Vereinbarung eines Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen gab. Der Druck, der vor allem von Ländern wie den USA, Saudi-Arabien und China ausgeübt wurde, hat klare Beschlüsse verhindert – ein schwerer Rückschlag für alle, die auf echte Klimaschutzmaßnahmen hoffen.
Reden reicht nicht
Und nun Busan: Auch hier waren es überwiegend die Ölförderländer die Vorgaben zur Plastikreduktion ablehnten. "Nichts gilt als vereinbart, so lange nicht in allen Punkten Einigkeit herrscht", schloss Verhandlungsführer Luis Vayas Valdivieso aus Ecuador schließlich das Treffen. Von den fast 200 teilnehmenden Ländern hatten mehr als 100 für Ziele zur Verringerung der Plastikproduktion plädiert hatten. Die Verhinderer waren vor allem Saudi-Arabien, Russland, Iran, Indien und China.
Also auch kein internationales und verbindliches Plastikabkommen. Nicht einmal die Kernfrage, ob das Abkommen über die Frage der Verwertung von Plastikmüll auch die Produktion von neuem Plastik regeln sollte, konnte gelöst werden. Eine Abgeordnete aus Ruanda stellte am Ende enttäuscht fest, dass man für ein „zahnloses Abkommen“ nicht gekommen sei. „Wir wissen, was getan werden muss, um Plastikmüll zu beenden … Einfach noch mehr Konferenzen ist nicht die Lösung“, zitierte der Guardian, frustrierte Delegierte.
Plastik in Plazenta und Muttermilch
Recycling wurde weiterhin als Lösung angepriesen, obwohl nach OECD-Schätzungen weniger als neun Prozent des Plastiks tatsächlich wiederverwertet werden. Laut einer internationalen, in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Studie wird nicht angemessen entsorgter Plastikmüll bis 2050 auf 121 Millionen Tonnen jährlich ansteigen – ein Berg von Unrat, der verbrannt, in die Landschaft oder ins Meer gekippt wird. Die dadurch entstehenden schädlichen Emissionen werden ebenfalls um 37 Prozent ansteigen, so die Studie. Was fehlt, sind verbindliche Maßnahmen zur Begrenzung der Plastikproduktion.
Und wir brauchen auch ein stärkeres Bewusstsein, wie schädlich Plastikmüll ist. Denn er ist inzwischen überall – nicht nur in der Landschaft, sondern auch in unseren Nahrungsketten. Selbst in der menschlichen Muttermilch und in der menschlichen Plazenta, die ungeborene Kinder während der Schwangerschaft versorgt, wurde inzwischen Mikroplastik nachgewiesen. Plastikmüll ist nicht nur eine Umwelt-, sondern auch eine Gesundheitskrise.
Verbrauchermacht
Das wirft für mich die Frage auf: Wenn sich die Weltgemeinschaft nicht auf klare Ziele einigen kann, wie können wir im Alltag und in unseren Netzwerken aktiv werden, um einen Unterschied zu machen? Gemäß der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) machen allein Verpackungen ein Drittel des Plastikmülls aus. Wir versuchen, unseren Plastikverbrauch zu reduzieren, nachhaltiger zu konsumieren und mehr Bewusstsein für Klimafragen zu schaffen. Aber reicht das aus?
Nein. Aber es ist unser Anteil.
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